Ganz am Anfang
In der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts richteten die deutschen Herrscherhäuser ihr Augenmerk auf landwirtschaftliche Verbesserungen, Landwirtschaft und Bevölkerung wurden als Quelle des Wohlstands gepriesen. In Bayern versuchte man durch Austrocknung von Moosgründen neue Reichtumsquellen zu erschließen, so auch durch Kultivierung und Kolonisierung des südlich der Linie Ingolstadt - Neuburg sich erstreckenden Donaumooses, das mit einer Größe von ca. 18 000 ha., auch als größtes Niedermoor Süddeutschlands gilt.
Vor seiner Kultivierung war das Donaumoos für wirtschaftliche Benutzung unbrauchbar. Auf der öden Fläche gedieh notdürftig "schlechtes saures Futter, einige Stauden und Moos". In trockenen Zeiten trieben die Landleute der Umgebung ihr Vieh ins Moos zur Weide, doch das ungesunde Sumpfklima brachte für das Vieh mehr Schaden als Nutzen.
Der Pionier
Die Trockenlegung begann im Jahre 1789 unter Kurfürst Karl Theodor (1724 - 1799) und ab 1793 wurde im Osten des Mooses mit der Ansiedlung von Kolonisten begonnen. Die Seelsorge für die Kolonisten oblag anfangs den Geistlichen der umliegenden Ortschaften. So wie in ganz Altbayern waren die ersten Kolonisten katholischer Religion.
Nach dem Tode von Kurfürst Karl Theodor wurde Max IV. Joseph neuer Kurfürst von Pfalz -Bayern. Um das ins Stocken geratene Besiedlungsgeschäft wieder anzukurbeln erließ der Kurfürst einen Aufruf, und wollte damit tüchtige Kolonisten aus der Rheinpfalz anwerben. Dort waren nämlich durch den Krieg 1796-1800 viele Bauernfamilien von ihren Liegenschaften vertrieben worden. Diese Leute zeigten großes Interesse und so kamen im Frühjahr 1802 etwa 60 Familien ins Donaumoos. Die neuen Kolonisten waren überwiegend evangelisch- lutherischen und - reformierten Glaubens, sie wurden in der Mitte des Mooses entlang der Ach und am Zeller Kanal angesiedelt. Ihre Kolonie nannten sie Maxfeld, woraus einige Zeit später die Ortsnamen Ober- und Untermaxfeld entstanden. Eine weitere Kolonie mit 5 Familien entstand beim Mauthaus in Lichtenheim. Nachdem drei dieser Familien aus Schwetzingen stammten nannten sie ihre Kolonie Neuschwetzingen.
Wir wollen einen Pfarrer
Schon bald bemühten sich die Neuankömmlinge um eine seelsorgerische Betreuung. Nach mehreren schriftlichen Eingaben und persönlicher Vorsprache einiger Kolonisten beim Kurfürsten, hat dieser den Hofprediger Ludwig Friedrich Schmidt nach Untermaxfeld gesandt. Dort wurde dann am 15. Juni 1803 der erste evangelische- lutherische Gottesdienst mit heiligen Abendmahl gehalten Ort dieser kirchlichen Handlung war eine Scheune. Mit diesem einmaligen Gottesdienst war natürlich diese Angelegenheit nicht geregelt. Als die Kolonisten ein Jahr später für die schulische Erziehung ihrer Kinder einen Lehrer beantragten entscheidet der Kurfürst, dass den Bewohnern dieser Kolonie nebst der Wohltat des Schulunterrichts auch jene der religiösen Bildung in einem hinreichenden Grade zu verschaffen seien" und bewilligt die Anstellung eines protestantischen Pfarrers. Somit war die erste evangelisch-lutherische Pfarrei im Donaumoos und damit auch eine der ersten in Altbayern gegründet. Gleichlaufend mit dieser Entscheidung gibt der Kurfürst die Anweisung, für die katholischen Kolonisten eine katholische Pfarrei zu errichten. Dies geschah dann in Karlshuld, denn dort waren nur katholische Kolonisten. Die Untermaxfelder Katholiken wurden nach dort eingepfarrt.
Pfarr-Bet- und Schulhaus
Der erste Pfarrer Albert Friedrich Mayer trat seinen Dienst am2. Juli 1804 in Untermaxfeld an. Es war ein entbehrungsreiches Leben, das ihn mit seiner Familie erwartete, es gab weder Kirche noch Pfarrhaus und er musste sich bei Kolonisten einmieten. Er war nicht nur Pfarrer sondern musste auch den Schuldienst für die protestantischen und katholischen Kinder der drei Kolonien Obermaxfeld, Untermaxfeld und Neuschwetzingen übernehmen. Der Schulunterricht fand in seiner Wohnung statt, von 50 Kinder und mehr wird berichtet, es gelang ihm jedoch in kurzer Zeit einen Schulhalter für Obermaxfeld und Neuschwetzingen aufzustellen. Der Gottesdienst wurde in einer baufälligen Scheune abgehalten, als diese einstürzte war es ein elender Dachboden in dem der Gottesdienst stattfand. Während der Winterzeit ging man in Wohnstuben. Erst mit dem Bau eines Pfarrhauses im Jahre 1812 wurde dem Übel abgeholfen, man hatte hier im Erdgeschoss einen Betsaal und durch eine Bretterwand getrennt ein Schulzimmer eingerichtet.
Wichtige Geschenke
Durch die unter den Kolonisten herrschende Armut war die neue Kirchengemeinde immer wieder auf Spenden und Schenkungen angewiesen. Ein Jahr nach Einweihung des Betsaales schenkte der nunmehrige König Maximilian I. Joseph - Bayern war 1806 Königreich geworden - eine zwei Zentner und 78 Pfund schwere Glocke, eine alte Standorgel und eine Turmuhr an die Gemeinde. Diese Geschenke kamen aus dem Kloster St. Wolfgang (Obb.). Der Plan des Distriktsdekanats Pappenheim zur Errichtung eines Türmchens auf dem Bet- und Pfarrhaus für Glocke und Turmuhr konnte aus bautechnischen Gründen nicht verwirklicht werden. Man behalf sich dann mit einem Holzgerüst neben dem Pfarrhaus für die Glocke. Die Turmuhr wurde erst in Betrieb genommen als im Jahre 1828 die Kirche gebaut war. Auch die geschenkte Orgel konnte erst nach einer umfangreichen Reparatur durch einen Neuburger Orgelbaumeister verwendet werden.
Großes Gemeindegebiet
Die weitere Besiedlung des Donaumooses nach Westen hin brachte einen raschen Bevölkerungszuwachs und so war der Betsaal in Untermaxfeld nach einigen Jahren zu klein. Die Gemeinde äußerte daher den Wunsch nach einer eigenen Kirche. Das Ansinnen der Gemeinde geht auch in Erfüllung, denn der neue König Ludwig I. genehmigt und finanziert den Bau einer Kirche für die Protestanten der Pfarrei Untermaxfeld, sie wird am 15. Oktober 1828 eingeweiht. Die Pläne für diese Kirche sollen von dem bekannten Baumeister Leo von Klenze (1784-1564) entworfen worden sein. Bald darauf zeigt sich der König wieder spendabel, denn 1830 wird bei der Kirche ein Schullehrer - und Mesnerhaus auf Staatskosten errichtet. Ab 1827 wurde nämlich der Schuldienst vom Pfarramt getrennt und staatliche Lehrer angestellt. Der Pfarrer hatte aber weiterhin als Lokalschulinspektor die Aufsicht über das Schulwesen. Die protestantische Urpfarrei Untermaxfeld war damals kirchlicher und schulischer Mittelpunkt aller protestantischen Donaumoosansiedler.
In die Pfarrei wurden 1831 auch die Gläubigen von Altmannstetten, Heinrichsheim, Isenhofen, Karlshuld, Maxweiler, Neuhohenried, Rödenhof und Rohrenfeld eingepfarrt. Mit der Einpfarrung von Ambach, Attenfeld, Gietlhausen, Harthöfe, Kreuth, Längenmühle und Riedensheim im Jahre 1840, sowie Neuburg 1846 hatte die Pfarrei ihre größte Ausdehnung, sogar die Ingolstädter Garnison musste damals von Untermaxfeld aus betreut werden.
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Nachbargemeinde Karlshuld
Zu den evangelisch gebliebenen Karlshuldern schickte man den Vikar Georg Pächtner, der sich als ein sehr aktiver Mann zeigte. Er begann sogleich den Bau eines Kirchleins voranzutreiben und in einer Bauzeit von 3 Wochen entstand die sogenannte ,,Bretterkirche" die im September 1832 eingeweiht wurde. Am 12. April 1833 wird Karlshuld Vikariat von Untermaxfeld und mit einem Schreiben von König Ludwig I. unterzeichnet am 5. Juni 1838 zur selbständigen Pfarrei erhoben, Vikar Pächtner wird zum Pfarrer ernannt. Zu dieser neuen Pfarrei gehörten auch die Orte Untergrasheim, Neuschwetzingen, Jägersbühl und Maxweiler, Grasheim kam 1894 dazu. Pächtner gibt sich mit der Bretterkirche nicht zufrieden, er erlässt Aufrufe vor allem in Norddeutschland und bittet um Unterstützung der evangelischen Karlshulder. Diese Aktion brachte so viele Spenden ein, dass ein Pfarrhaus (1838), ein Schulhaus (1840) und 1847 die heutige Karlshulder Kirche erbaut werden konnte.
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Nachbargemeinde Ludwigsmoos
Bereits Gottlieb Brock, der von 1837 bis 1844 Pfarrer in Untermaxfeld war bemühte sich um ein Vikariat für Ludwigsmoos/Klingsmoos, weil die dortigen protestantischen Kolonisten so weit vom Pfarramt Untermaxfeld entfernt waren. Man baute zwar dort evangelische Schulen, 1854 in Ludwigsmoos und 1856 in Klingsmoos und endlich im Jahr 1857 wird Ludwigsmoos exponiertes Vikariat. Der erste Vikar Adalbert Seyfert hatte als Unterkunft ein Dachstüblein in der Lehrerwohnung, der Gottesdienstraum war das enge Schulzimmer. Vikar und Gemeindeglieder hatten auch hier das Ziel für die Ludwigs- und Klingsmooser ein eigenes Gotteshaus zu bauen. Bereits fünf Jahre später bekam man den Kirchenbau zugesagt mit einer Zuschußzusage von 12 000 Gulden. Und so begann man in Ludwigsmoos mit dem Bau einer Kirche - allerdings ohne behördliche Genehmigung- die wurde erst nach Protesten des Bezirksamtes eingeholt. Der Grundstein wurde am 18. Mai 1865 gelegt, und zwei Jahre später war die Kirche fertig. Sie konnte aber nicht eingeweiht werden, weil für die Inneneinrichtung das Geld fehlte. Doch mit vielen Spenden von Kirchengemeinden und Privatpersonen, auch der Staat und die Kirchenbehörden haben geholfen, konnte am 8. September 1868 die Einweihung endlich stattfinden. Bereits kurz davor konnte das neue, auf 196 Holzpfählen gegründete Pfarrhaus bezogen werden. Eine reiche Kollekte von 3357 fl und andere Liebesgaben haben diesen Bau möglich gemacht. 1881 gehören zum Vikariat Ludwigsmoos neben den Orten Ludwigsmoos und Klingsmoos die Protestanten des Bezirksamtbereiches Aichach ,, in sämtlichen Orten links der Paar" und der Stadt Schrobenhausen. Das Vikariat wurde l9I2 zur selbständigen Pfarrei erhoben.
Das alte Pfarrhaus von Untermaxfeld aus dem Jahre 1812 muß einem Neubau weichen, an dessen Stelle wird ein neues Pfarrhaus und ein Gemeindehaus errichtet, die Maßnahme erfolgte in den Jahren 1970 bis 1975.
Dieser kirchengeschichtliche Überblick wurde mit freundlicher Genehmigung von Johann Kober entnommen aus der Festschrift "200 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Untermaxfeld 1804 - 2004". Der Text wurde gekürzt und mit Unterüberschriften versehen. Das Bild vom Pfarrhausabriss hat Johann Kober selber aufgenommen.